Zeitzeugengespräch mit Berthold Dücker

Fluchtbewegungen in Europa

 

Zeitzeuge Berthold Dücker in der Wigbertschule

 

Am Tag nach den Herbstferien besuchte Berthold Dücker die Geschichts-AG der Wigbertschule unter Leitung von OStR'n Konstanze Lepel. Zu dem aktuellen Thema "Fluchtbewegungen in Europa" stellte er seine eigene Fluchtgeschichte vor. Das Zeitzeugengespräch hatte StR'n Aline Gros hergestellt, die als Pädagogische Mitarbeiterin an der Gedenkstätte "Point Alpha" tätig ist.

 

Dücker, Jahrgang 1947, war in Geismar in Thüringen aufgewachsen. Ausgehend von seiner Angst vor dem Ministerium für Staatssicherheit in seiner katholisch geprägten Familie und den an der Grenze drohenden Zwangsaussiedlungsaktionen stellte Dücker eindrücklich seine Motivation zur Flucht vor. Als Beispiel stellte er eine Begebenheit aus seiner Schulzeit in den 1950-er Jahren dar, bei der der Musiklehrer bei den Schülerinnen und Schüler überprüft habe, ob sie Schlager aus dem westdeutschen Hessischen Rundfunk kannten. Dieses Hören von Feindsendern sei ein strafbares Vergehen, das für die Eltern negative Folgen haben konnte.

 

Dücker stellte in seinem fesselnden Vortrag heraus, dass die DDR die Eltern zur Lüge gezwungen hatte. Dies und die Aussichtslosigkeit nach der Schule studieren und Journalist werden zu können habe ihn als Jugendlichen so belastet, dass er den Entschluss gefasst habe, die DDR zu verlassen.

 

Detailliert schilderte er seine Flucht im Jahr 1964 unter dem Grenzzaun und durch das Minenfeld des Grenzstreifens hindurch sowie seine positive Aufnahme in Westdeutschland. Mit diesem Vortrag stellte er die Grausamkeit des DDR-Regimes vor, aber auch die Motivation von Flüchtlingen heute, ihre Heimat zu verlassen. Der eindrückliche Vortrag wurde von Mitgliedern der Presse-AG aufgezeichnet, um im Geschichtsunterricht verwendet werden zu können.

 

Christoph Heigel

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