Theaterwerkstatt spielt "Optimus"

„Optimus“- optimal von der „Theaterwerkstatt“ umgesetzt

Nach (zu) langer Coronapause konnte die „Theaterwerkstatt“ der Wigbertschule Hünfeld endlich einmal wieder ihre Arbeit einem begeisterten Publikum vorstellen. Am 14. und 15. Juli 2022 präsentierten die zwölf engagierten Mitglieder ihr selbstgeschriebene Stück „Optimus – Das Experiment“. Unter der Leitung von Theaterpädagogin Annika Keidel entstanden bereits im Winter 2021 die ersten Grundzüge einer Eigenproduktion. Den Mitgliedern war es dabei wichtig, dass die Liebe zum Theater und eine zum Nachdenken anregende Aussage beim Publikum ankommt. Nachdem die „Theaterwerkstatt“ ihre Podcast-Reihe „What we want you to know about discrimination“ im vergangenen Jahr mit großer positiver Resonanz beendet hatte, wurde es wieder Zeit, vor Livepublikum gespieltes Theater zu zeigen. Jedoch wurde schnell klar, dass die Aufführung eines Stückes im Kolpinghaus nicht möglich ist. „Es war uns bewusst, dass wir unser Stück in der Schule vorführen mussten und wollten“, so Viktoria Eckart, Mitglied der Theaterwerkstatt.

Die Schule als Bühne ermöglichte den kreativen Köpfen hinter „Optimus“ die Option, das Stück auf mehreren Ebenen zu spielen. So wurde das Theater verkehrt. Die Zuschauer saßen auf der Bühne und das Spiel fand auf den verschiedenen Etagen des großzügigen Foyers der Schule statt, vom Erdgeschoss bis zum zweiten Obergeschoss, auch um die emotionale und gesellschaftliche Distanz zwischen den verschiedenen Figuren aufzuweisen.

„Optimus“ spielt in einer dystopischen Zukunft. Eine Forschergruppe möchte der Außenwelt ihre Ergebnisse zu einer menschlichen Verhaltensstudie bezüglich eines neuartigen Medikaments präsentieren, das die Emotionalität der Menschen aussetzt und aus ihnen eifrige Arbeiter ohne einen eigenen freien Willen macht. Das Medikament soll helfen, die globalen Probleme, wie den Klimawandel, leichter bekämpfbar zu machen. Jedoch passiert bei einer live übertragenen Pressenkonferenz, bei der die Zuschauer Fragen bezüglich der Methodik und Ergebnisse stellen können, ein Fehler. Eine Probandin zeigt Gefühle und bedankt sich, als sie ihre tägliche Pille bekommt. Die Pressekonferenz wird abgebrochen und auch die anderen Probanden erkennen, dass sie nach und nach immer mehr Gefühle und Emotionen verspüren. Aber jeder Proband geht mit diesen neuartigen Gefühlen auf eine andere Weise um: Während sich ein Teil vor dieser Gefühlslage fürchtet und den Forschern von diesem Zwischenfall berichten möchte, streben andere einen Ausbruch aus der Isolationshaft an, in der sich alle befinden. Nicht nur unter den Probanden entstehen Interessenskonflikte, auch das Forscherteam hegt Zweifel an der Leiterin des Experiments und an der Rechtmäßigkeit, ob man andere Menschen emotionslos sein lassen darf.

Bei alledem entsteht eine Beziehung zwischen einer Probandin und einer Forscherin, die letztlich sogar einigen Probanden die Flucht aus der Isolationshaft ermöglicht. Am Ende kommt es in dem Versuchslabor zu einem Umsturz des Systems, bei dem allen Probanden die Flucht gelingt und die Leiterin von allen verlassen zurückbleibt.

Mit „Optimus“ ist der „Theaterwerkstatt“ ein sehr ambitioniertes Werk gelungen, das besonders durch die gut durchdachte Einbeziehung des Raumes bestochen hat. Die überaus überzeugenden schauspielerischen Leistungen aller Schauspielerinnen und Schauspieler konnten die gewünschten Emotionen vermitteln. Auch wenn oft das anspruchsvolle Thema die Zuschauer in eine Welt voller Gleichgültigkeit und beunruhigender Gleichheit entführte, gelang es der „Theaterwerkstatt“ das Publikum durch geschickt zeitlich gesetzte Pointen trotzdem zum Lachen zu bringen. So wurde ein Forscher sichtlich von der Leiterin unterdrückt und dies, obwohl er es war, der die Idee zu dem Medikament hatte. „Töööpfer“ musste immer Rede und Antwort stehen, wenn etwas nicht so klappte, wie es sein sollte.

Der „Theaterwerkstatt“ war es ein Anliegen mit ihrem Stück auf die Wichtigkeit von menschlichen Emotionen hinzuweisen. Zudem wurde die Individualität eines jeden Menschen betont; nur eine Gesellschaft, die die Individualität aller Menschen anerkennt und fördert, kann ihr volles Potenzial entfalten.

Damit auch der gesamte Innenbereich der Schule als bespielter Raum atmosphärisch eingefangen wird, erleuchtete die Technik-AG mit externer Unterstützung durch ehemalige Schüler mit großem Aufwand die Aula in verschiedensten Farben. Allein der Aufbau der Technik verlangte ein Wochenende und selbst bei der Generalprobe war die Technik-AG bis spätabends in der Schule, damit alles bei der Premiere passte.

Dieses Engagement hoben bei der Premiere Schulleiter Markus Bente und am zweiten Tag die Vorsitzende der Theaterwerkstatt, Oberstudienrätin Kristin Suppelt, besonders hervor. Zugleich dankten beide Annika Kleidel und der „Theaterwerkstatt“ für ihr herausragendes Stück, das eindrucksvoll belegte, wie engagierte Theaterarbeit seine volle Wirkung erreichen kann. Das Publikum würdigte die Leistung aller Teilnehmenden mit tosendem Applaus und Standing- Ovations.  

Emma Gerk

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