Psalmabend der Jahrgangsstufe 11
Klage und Jubel
Aufführung eines Religionsprojektes in der St. Jakobus-Kirche
Die alttestamentlichen Psalmen sind für die Ohren der heutigen Menschen oft schwer zugänglich, dennoch gehören sie ganz klar zum Erbe von Christentum bzw. Judentum und geben seit vielen Jahrhunderten den Menschen Trost und Halt. Nun hatten Schülerinnen und Schüler zweier Religionskurse der Jahrgangsstufe 11 der Wigbertschule die Idee, diese in heutige Formen der Rezeption umzusetzen. Dabei nutzten sie, in fünf verschiedene Gruppen aufgeteilt, verschiedene Möglichkeiten:
Ihre Ergebnisse führten die Schülerinnen und Schüler - unterstützt und initiiert von den Religionslehrkräften Oberstudienrat Thomas Nüdling (katholische Religion) und Studienrätin Iris Feick (evangelische Religion) - in der Pfarrkirche St. Jakobus in Hünfeld auf. In Szene gesetzt wurde dieser Abend durch Mitglieder der Presse-AG der Wigbertschule. Diese beeindruckende Abendveranstaltung zeigte sehr intensiv, wie alte Texte in neuen Formen ganz neue und einzigartige Interpretationen zulassen.
In Dialog mit dem Psalmbeter zu treten war Aufgabe von Nina Becker, Selma Hartung, Sophie-Katharina Pilz und Emma Weitz: Sie kommentierten versweise die Aussagen des Psalms 31 und sprachen offen, wertschätzend, aber auch kritisch über ihre Beziehung zu Gott und dem Glauben.
Ioanna Bracaj, Sarah Eisele, Madleen Mörchen, Elisabeth Ratmann, Laura Seidenthal und Emelie Tusche fassten Psalm 55 in ihre eigene moderne Sprache: Da wurde aus dem Bild der sich ausruhenden Taube ein „Chill mal, Alter“. Ergänzt wurde die Vorführung durch kommentierende Orgelzwischenspiele.
Die Psalmen als Lieder der Bibel sind an sich schon musikalisch geprägt. Die explizit musikalische Umsetzung von Psalm 130 gewann damit noch besondere Tiefe: Vincent Göbel, Moritz Hofmann, Lioba Krieg, Nico Och, Gregor Werner, Justus Werner und Julius Witzel vertonten dessen Bilder und Aussagen. So löste der Hilferuf aus der Tiefe sich in einen wohlgefallenen Akkord auf und der Schluss, bei dem dem Psalmbeter Erlösung zuteilwird, gelang hymnisch.
In der Sprechmotette über Psalm 116 versetzten sich Nina Dräger, Vanessa Edelhof, Alina Gorbylew, und Hannah Schabel in die Rollen des Psalmbeters, dessen Befürworters und Kritikers sowie eines Suchenden, der sich innerhalb dieser Pole bewegte und seine eigenen Ansichten gewann, innerhalb derer sich auch die Zuhörer wiederfinden konnten.
Abgeschlossen wurde der Abend durch ein beeindruckendes Schauspiel über Psalm 22: Im Rahmen einer Gerichtsverhandlung gingen Gabriel Abel, Milan Glotzbach, Ryan Schaum,
Andreea Simon, Lukrecija Smilinge und Jakob Steger dem Vorwurf und der Anklage der Gottverlassenheit nach. Rückblenden führten bedrohliche Situationen vor Augen, auf die sich Kläger und Verteidiger stützten. Umso mehr überraschte die schlussendliche Wendung des anklagenden Beters David: Gott war immer da.
Fazit: Ergebnisse eines lebendigen, inhaltlich klaren und auch kompetenzorientierten Religionsunterrichts, der nicht hinter verschlossenen Türen stattfindet, sondern seinen Weg nach außen sucht.
Christoph Heigel